Bewerbung auf Englisch: Tipps für die Unterlagen und das Gespräch

„Bitte senden Sie uns Ihre Bewerbung auf Englisch“ – diesen Satz liest man in Stellenanzeigen immer öfter. Und schon schlägt dein Herz schneller: Auf Englisch? Ist es nicht auf Deutsch schon schwer genug?

Keine Panik, so schwierig ist es auch wieder nicht. Eine gute Vorbereitung und die Beachtung einiger „Spezialitäten“ sind hier schon die halbe Miete.

In welchen Fällen bewirbt man sich eigentlich auf Englisch?
  • Natürlich dann, wenn man sich auf eine Stelle im englischsprachigen Ausland bewirbt oder auf eine Stellenausschreibung im anderssprachigen Ausland reagiert, die auf Englisch formuliert ist und internationale Bewerber anspricht.
  • Aber auch Stellenanzeigen für Tätigkeiten im Inland sind öfter auf Englisch formuliert – vor allem bei großen internationalen Firmen und/oder einem Stellenprofil, bei dem Englisch im Berufsalltag stark dominiert.
  • Achtung im „Kleingedruckten“: Manche Stellenanzeigen sind auf Deutsch formuliert, aber enthalten trotzdem den Hinweis, dass die Unterlagen auf Englisch einzureichen sind.
  • Außerdem kann es vorkommen, dass man sich ursprünglich auf Deutsch beworben hat, aber nachträglich alles noch einmal auf Englisch einreichen soll. Das ist einerseits eine Menge Arbeit, aber andererseits auch ein gutes Zeichen: Vermutlich bist du dann mit deinen deutschen Unterlagen in die engere Wahl gekommen und nun soll deine Bewerbung noch einmal einer nicht-deutschsprachigen Person vorgelegt werden (die sich vielleicht in einer „höheren Etage“ befindet und/oder einem ausländischen Mutterkonzern angehört).

 

1. Die Bewerbungsunterlagen


British English (BE) or American English (AE)?

Das kommt natürlich darauf an, wo du dich bewirbst. Wichtig ist, dass du dir bestimmter Unterschiede bei Schreibweisen bewusst bist (auf die hier im weiteren Verlauf zum Teil noch näher eingegangen wird) und vor allem einheitlich bleibst!

Generell aufpassen muss man bei Wörtern mit

  • ou/o (z.B. „flavour“ (BE) und „flavor“ (AE)
  • re/er (z.B. „centre“ (BE) und „center“ (AE)
  • ise/ize (z.B. „categorise“ (BE) und „categorize“ (AE) – wobei hier die amerikanische Schreibweise oft auch schon ins Britisch-Englische übernommen wird.

Die gängigen Online-Wörterbücher führen normalerweise beide Varianten auf und du kannst nachschauen, welche wo gilt.


Formales
  • Das Datum: Nach dem Prinzip
    4 February 2019 (BE)
    February 4, 2019 (AE)
  • Die Anrede: „Dear Mr. …“ / „Dear Ms. …“.
    „Ms.“ Ist inzwischen eine angemessene altersneutrale Anrede, die – anders als früher – nicht mehr auf den Ehestand Bezug nimmt.
    Falls der Name nicht bekannt ist, schreibe „Dear Sir or Madam“ (das entspricht den „Sehr geehrten Damen und Herren“).
    Achtung: Nach der Anrede geht es (anders als im Deutschen) beim Fließtext immer mit Großschreibung weiter!
  • Vorsicht bei Umlauten: Aus ä, ö, ü wird ae, oe, ue.
  • Punkt und Komma: Beachte, dass bei längeren Zahlen ein Komma statt ein Punkt gemacht wird (z.B. 3,000 €), während man bei Noten einen Punkt statt ein Komma nimmt (z.B. 1.3).
  • Stil: Vermeide Abkürzungen wie „I´m“, „you haven´t“ oder „we won´t“; sie haben in einem förmlichen Dokument nichts verloren.
  • Grußformel: Mit „Sincerely“ (BE auch „Yours sincerely“) ist man gut beraten.

Das Anschreiben

Kann man ein deutsches Anschreiben nehmen, das man bereits vorliegen hat, und es einfach auf Englisch übersetzen? Zumindest „fürs Grobe“ kann man das schon bejahen: In Bezug auf Inhalte, Länge, Bestandteile etc. gelten die gleichen Regeln wie bei deutschen Bewerbungen.

Aber auch hier gilt wie bei jeder Bewerbung: Jedes Anschreiben sollte ganz individuell auf die jeweilige Stellenanzeige, die Position, das Unternehmen zugeschnitten sein.

Natürlich kannst du auch bestimmte (allgemeinere) Passagen aus deinen deutschen Anschreiben inhaltlich übernehmen, aber dabei solltest du nicht einfach ganz starr eins zu eins übersetzen. Denn dann klingen manche Formulierungen einfach nicht „englisch“ genug und die typisch deutsche Sprache aus der Vorlage klingt auf unnatürliche Weise durch. Übersetzungs- und Formulierungshilfen findest du zum Beispiel bei linguee.de oder leo.org.

Ein Mann sitzt am Schreibtisch vor einem Laptop und schreibt "Application for Employment".
Einfach eine deutsche Bewerbung auf Englisch übersetzen? Ganz so leicht solltest du es dir nicht machen …
Der Lebenslauf

Der Lebenslauf ist bei englischen Bewerbungen als „Curriculum Vitae“ (kurz „CV“) bekannt. Er ist im Prinzip so aufgebaut wie der Lebenslauf auf Deutsch, wobei es im englischsprachigen Raum noch wichtiger ist, seine Stationen auf jeden Fall chronologisch rückwärts aufzulisten.

Wichtig zu wissen:

  • Im CV fallen das Bewerbungsfoto, das Geburtsdatum und der Familienstand im Vergleich zum deutschen Lebenslauf weg.
  • Dagegen ist es üblich, den Titel des Jobs, den du anstrebst, hier noch einmal anzugeben („objective“) und dich und deine Persönlichkeit noch einmal in Kurzform zu beschreiben („summary“). Beides findet oben (über deinen Stationen) Platz.
  • Im britischen Umfeld können die einzelnen Stationen ruhig etwas detaillierter beschrieben werden.
  • Speziell in den USA sind dagegen häufig möglichst kurze Lebensläufe gefragt. Hierbei ist von „résumé“ (auch „resumé“ oder „resume“) die Rede. Ein résumé darf eine Seite keinesfalls überschreiten! Die oben genannten Punkte objective und summary fallen weg und die Stationen werden so kurz aufgelistet, dass es keinen Seitenumbruch gibt.

Zeugnisse

Lass die deutschen Zeugnisse erst einmal unangetastet – normalerweise verlangt der potenzielle neue Arbeitgeber hier nicht extra eine Übersetzung. Und im britischen Umfeld sind Zeugnisse ohnehin kein fester Bestandteil der schriftlichen Bewerbungsunterlagen.

Falls es am Ende doch auf einzelne Zeugnisse ankommen sollte und eine Übersetzung unerlässlich ist, solltest du diese aber nicht selbst vornehmen, sondern einen professionellen Übersetzungsdienst beauftragen. Denn die Formulierungen in deutschen Zeugnisse sind bekanntermaßen durch ganz bestimmte verklausulierte Umschreibungen gekennzeichnet, bei denen eine laienhafte Übersetzung die Gefahr kompletter Sinnentstellung birgt.

 

2. Das Bewerbungsgespräch


In welchen Fällen findet das Bewerbungsgespräch auf Englisch statt?
  • Wenn du deine Unterlagen auf Englisch eingereicht hast (aus einem der oben genannten Gründe), solltest du natürlich darauf vorbereitet sein, dass auch das Bewerbungsgespräch auf Englisch stattfindet. Aus mehrfacher eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass das beileibe nicht der einzige Fall ist, bei dem du auf englische Gespräche gefasst sein solltest. Auch bei einer deutschen Bewerbung kann das Gespräch auf Englisch stattfinden:
  • Bei deutschen Unternehmen, die im internationalen Umfeld tätig sind, sind Bewerbungsgespräche auf Englisch nicht selten – vor allem natürlich bei Jobs in Bereichen wie z. B. Vertrieb und Management, die auch in der Praxis stark international und englischsprachig orientiert sind oder einen hohen Anteil ausländischer Mitarbeiter vorweisen.
  • Auch bei ausländischen Unternehmen mit deutscher Niederlassung kann das Gespräch auf Englisch stattfinden.
  • Oft finden Bewerbungsgespräche mit mehreren Personen statt, von denen manche nicht (oder nicht gut genug) Deutsch sprechen und deshalb auf Englisch ausgewichen wird.
  • In anderen Fällen werden im ansonsten deutschen Gespräch einige Fragen quasi als „Test“ auf Englisch gestellt, auf die du entsprechend auch auf Englisch antworten sollst. Besonders natürlich, wenn in der Stellenbeschreibung explizit gute oder sehr gute Englischkenntnisse gefordert wurden, sollst du hier beweisen, dass deine angegebenen „fließenden“ oder „verhandlungssicheren“ Englischkenntnisse mehr sind als heiße Luft.
Auf einem alten Fernseher erscheint die englische Flagge.
Medien auf Englisch konsumieren – das ist einer von mehreren Tipps zur Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch.
Tipps zur Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch auf Englisch
  1. Fragen vorhersehen und Antworten vorher detailliert zurechtlegen.
    Mal ehrlich: Bei den meisten Bewerbungsgesprächen sind viele Fragen vorhersehbar. „Was haben Sie bisher gemacht? Warum haben Sie sich bei uns auf die Stelle XY beworben? Welche Kenntnisse und Erfahrungen bringen Sie mit? Was sind Ihre besonderen Stärken? Was tun Sie gerne / nicht so gerne?“ … Wie immer solltest du dir bereits im Voraus passende Antworten und Passagen zurechtlegen, am besten aufschreiben, gedanklich durchgehen und lernen – nur diesmal eben auf Englisch.
  2. Vokabeln lernen.
    Erinnerst du dich noch ans Vokabel-Lernen in der Schule? So ähnlich kannst du es jetzt auch machen: Suche dir im Voraus möglichst viele typische englische Begriffe aus dem Arbeitsumfeld und der Branche heraus, um sie während des Gesprächs gleich parat zu haben und nicht spontan danach suchen zu müssen. Typische Begriffe, die prinzipiell in jedem Vorstellungsgespräch hilfreich sein können, findest du zum Beispiel hier.
  3. Sprechen üben.
    Die meisten von uns sprechen eher selten Englisch – und wenn es dann im Bewerbungsgespräch soweit ist, fühlt (und hört) es sich irgendwie ungewohnt an. Übe deshalb vorhersehbare Passagen (siehe oben) uns sprich laut, um dich an den „Zungenschlag“ zu gewöhnen und dich in der späteren Gesprächssituation damit wohlzufühlen.
  4. Englische Medien nutzen.
    Mit Videos auf Englisch (z. B. auf Youtube), englischen Texten oder englischen Podcasts kannst du dich sprachlich „eingrooven“. Nutze also jede Chance, vor deinem Bewerbungsgespräch Medien auf Englisch zu konsumieren. Sei dir aber bewusst, dass amerikanisches Englisch eine ganz andere akustische Einfärbung hat als britisches Englisch.
  5. Die Website auf Englisch anschauen.
    Wenn das Unternehmen deines Begehrens eine Website(-Version) auf Englisch hat, lese dir dort möglichst viele Texte durch. Dabei lernst du die gängigen Begriffe des Unternehmens kennen und kannst im Gespräch damit punkten, diese schon zu kennen und ggf. einfließen zu lassen. Und nebenbei erfährst du natürlich wichtige Infos über das Unternehmen – das kann ja nie schaden 😉
  6. Locker bleiben.
    Sei dir bewusst: Kein Mensch erwartet, dass du Englisch als Fremdsprache perfekt beherrschst. Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn dir das passende Wort nicht sofort einfällt oder du es umschreiben musst. Wenn deutsche Gesprächspartner mit am Tisch sitzen, scheue dich nicht, sie nach einem bestimmten Begriff zu fragen.
  7. Zeit gewinnen.
    Ganz klar: Auch bei guter Vorbereitung sind viele Themen und Fragen eines Vorstellungsgesprächs natürlich unmöglich vorhersehbar und deine Spontanität ist gefragt. Schon auf Deutsch ist es dann schwierig genug, sofort eine überzeugende Antwort aus der Hüfte zu schießen. Und nun kommt auch noch die sprachliche Komponente als zusätzliche Erschwernis hinzu. Phrasen wie „Okay, give me a second“ oder „That´s a good question – I have to think about that for a moment” verschaffen dir kurz Zeit, um über Inhalt und Formulierung nachzudenken, ohne dass es dir jemand übelnimmt. Du bist schließlich auch nur ein Mensch!
  8. Das Gespräch als Chance nutzen.
    Gerade wenn vorher nicht ganz klar ist, ob die Bewerbung auf Englisch stattfindet, bist du Mitbewerbern einen Schritt voraus, wenn du im Falle eines Falles entsprechend vorbereitet bist.
  9. Am nächsten Tag bedanken.
    In Deutschland ist es eine Option, im englischsprachigen Raum dagegen fast schon Pflicht: sich am nächsten Tag in Form einer kurzen Mail beim Gesprächspartner für das Gespräch zu bedanken und noch einmal zu unterstreichen, dass man den Job gerne hätte. Diese „Zugabe“ wird als Bestätigung deiner Eigeninitiative und deines Selbstbewusstseins gesehen.

In diesem Sinne: Goodbye and good luck!

Thomas Horn

Alles rund um das geschriebene Wort – das ist Thomas' berufliches Metier beim Institut für Berufliche Bildung (IBB). Die Aufgaben reichen von der Produkt- und Online-Kommunikation bis zur Unterstützung im Bereich Presse/PR. Thomas erstellt außerdem Broschüren, Flyer, andere Printmaterialien und was sonst alles noch anfällt.

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Übersetzungsbüro
Gast
Übersetzungsbüro
27. Januar 2020 16:52

Ich finde der Artikel fasst alles gut strukturiert zusammen. Optimale Hilfe für Bewerber.

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